Nymphenburg: Jugendstil Teeservice Form Perl mit Festons
Bestehend aus:
1 große Teekanne mit Deckel
1 hohes Milchkännchen
1 große Zuckerdose mit Deckel
6 Teetassen
6 Untertassen
6 Kuchenteller
1.450,00€
Beschreibung
Seltenes vollständiges Service des Münchner Jugendstils um 1910:
Klassische Form „Perl“ in sechseckiger Gestalt, Sockelbereiche mit feinem Arkanthuslaub im Relief geschmückt, die Ränder der Teller und Kannen mit den namensgebenden Perlen verziert, feiner Dekor aus frisch grünen Girlanden mit kleinen gekreuzten Bändern in kontrastierendem Rot
Geschichte
Das Perlservice von Dominikus Auliczek markiert einen Wendepunkt in der Manufakturgeschichte Nymphenburgs wie auch in der Gestaltung des europäischen Porzellans insgesamt. Schwelgte noch Auliczeks Vorgänger Bustelli in den zarten Formen des Rokoko, so setzt sein Nachfolger an der Manufaktur bei München neue Akzente: Ein Zwölfeck als Grundform für ein Tafelservice hatte es bis dato in der Geschichte des Porzellans in Europa noch nicht gegeben. Der natürlichen Kreisbewegung der Drehscheibe folgend, waren Teller, Tassen und Tafelgerät bislang fast ausnahmslos auf eine runde Form festgelegt. Der Entwurf Auliczeks setzte den runden Barockformen die frühklassizistische Strenge des Louis Seize entgegen. Er bereicherte seine strenge Form, die als antik oder „à la greque“ bezeichnet wurde, um weitere Motive: Vom Fuß der Gefäße aus entfalteten sich feine Reliefs von Akanthusblättern, die Deckel hingegen bekrönten Hopfenblüten als Knauf, die wiederum von Lanzett- oder Lorbeerblättern in Relief umgeben waren. Die Ränder von Tellern und Schüsseln schließlich zierte jener Perlfries, der dem Service seinen Namen verlieh.
Das heute so beliebte Service der Form Perl ist zwar bereits in den Jahren zwischen 1792 und 1795 entstanden, war jedoch das gesamte 19. Jahrhundert hindurch ausschließlich dem bayrischen Königshaus vorbehalten. Im Dekor mit blauen Bändern und Ansichten der königlichen Schlösser und Häuser wurde es ab 1918 als „Bayrisches Königsservice“ bekannt. Erst im Jahre 1900 wurde die Serviceform „Perl“ durch Prinzregent Luitpold für die Weltausstellung in Paris zur Neuausformung und zum allgemeinen Handel freigegeben. Aus dieser frühen Zeit, etwa 1906, stammt auch das hier angebotene Service mit Lorbeerfestons:
Wie wunderbar stimmig ist hier Form und Dekoration vereint! Entstammen die hier verwendeten Lorbeergirlanden auch dem Jugendstil, so entsprechen sie doch aufs schönste dem Gestaltungswillen des Louis Seize, dem die Geschirrform Perl entstammt. Heiter und festlich winden sich die Bögen der Festons um alle Teile des Services. Reduziert auf Schattierungen von Grün für das Blattwerk und ein gedämpftes, dunkles Rot für die Kreuzbänder wirkt es in seiner zurückgenommenen Gestaltung und Farbigkeit ungemein edel. Zugleich jedoch ist die Einfachheit des Dekors so frappierend wirkungsvoll, dass es einen staunen lässt, wie wenige gestalterische Mittel es braucht, um den Eindruck von nobler Eleganz und heiterer Festlichkeit zu erzeugen. Es stehen sich in einem Motiv die „Zöpfe“ des Frühklassizismus den Schmuckgirlanden der Volksfeste um 1900 gegenüber. Es ergibt sich daraus kein Wiederspruch, sondern eine stimmige Mischung, die auch heute noch Freude macht.
Das hier angebotene Service ist kurz nach 1900 entstanden. Der Dekor ist in der damals neuen Mischtechnik aus Druck und anschließender Ausmalung entstanden. Die Farben sind frisch und schön erhalten. Zwar gibt es an den drei Teilen des Kernstücks Bestoßungen und auch die Perlränder verschiedener Teller sind nicht fehlerfrei erhalten, dennoch ist das Service in einem insgesamt sehr repräsentativen Zustand. Der Scherben des Porzellans ist ungemein fein und weiß. Die Tassen sind zart und durchscheinend. Teekanne, Zuckerdose und Milchkännchen sind großzügig dimensioniert. – Eine seltene Gelegenheit auf ein rares Stück Porzellan in kaum je so vollständig erhaltener Form. Charmant, elegant, heiter.
Zustand
Teekanne am Ausguss, Milchkännchen und Zuckerdose jeweils am Stand bestoßen,
kleinere Defekte am Perlrand der Teller,
insgesamt schöner, uneingeschränkt gebrauchsfähiger Zustand.
Marken
Alle Teile mit unterglasur grüner Stempelmarke von Nymphenburg, zum Teil Maler-/Dekornummern